In den letzten Jahrzehnten ist in und um die einstige Römerstadt Aguntum eine eindrucksvolle moderne Infrastruktur entstanden, um einem interessierten Publikum die bedeutungsvolle Geschichte dieses antiken Siedlungsgebietes näher zu bringen. Auch in Zukunft wird diese Entwicklung vorangetrieben – im Moment sichtbar durch das Entstehen eines zeitgemäßen Besucherleitsystems im Grabungsgelände. Die Verantwortlichen für diese positive Entwicklung – allen voran Dr. Leo Gomig – sehen im „Projekt Aguntum“ aber nicht nur die Aufgabe des Bewahrens und Konservierens alter Geschichte, sondern bemühen sich auch darum, dem Museum „neues Leben“ einzuhauchen und kulturelle Akzente zu setzen. Ich erinnere dabei etwa an das gelungene Lesefest „Legimus“, das so vielen Kindern und Jugendlichen historische Hintergründe ihres unmittelbaren Lebensraums eröffnet hat.
Als Bürgermeister der Gemeinde Dölsach freue ich mich ganz besonders, dass es durch die Zusammenarbeit des „Curatoriums pro Agunto“ und der Theaterwerkstatt Dölsach nun ein weiteres bemerkenswertes Kulturprojekt gibt. Auf geschichtsträchtigem Boden, zwischen Jahrhunderte alten Mauern und inmitten antiker Kunstschätze wird „Die Chinesische Mauer“ des weltbekannten Schweizer Autors Max Frisch gespielt. Diese Farce ist ein moralisches Thesenstück gegen die Diktatur der Dummheit und der Unmenschlichkeit, ein Stück also mit zeitloser Gültigkeit, egal ob wir in unsere Geschichte zurückblicken oder uns unsere eigene Zeit vergegenwärtigen. Von hohem Symbolcharakter sind der Titel und der Inhalt dieses Werks in Verbindung mit dem Aufführungsort. Mauern können Schutz, Zuflucht und Behaglichkeit bieten – denken wir etwa an das Atriumhaus oder das Stadttor in Aguntum und an unserer Häuser und Wohnungen. Mauern können aber auch trennen und einsperren – Beispiele dafür gibt es endlos in ihrer Zahl. Viele bekannte und einflussreiche historische Figuren werden in Aguntum lebendig. Das Publikum erlebt eine spannende Verschmelzung von Raum und Zeit, von Vergangenheit und Gegenwart.
Ich wünsche dem gesamten Team der „Dölsacher Theaterwerkstatt“ sowie allen in irgendeiner Weise Beteiligten viel Erfolg für die Aufführungen, allen Theaterbesuchern eine aufrüttelnde und interessante Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart.
Josef Mair, Bürgermeister